Deuteragonist

Der Begriff Deuteragonist stammt aus der Dramaturgie und bezeichnet die zweitwichtigste Figur in einer Geschichte, einem Theaterstück, Film oder einer Serie. Während der Protagonist (die Hauptfigur) im Zentrum der Handlung steht, spielt der Deuteragonist eine unterstützende, kontrastierende oder herausfordernde Rolle.

Deuteragonist
Deuteragonist

Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab, wobei „deuteros“ für „zweiter“ und „agonistes“ für „Kämpfer“ oder „Akteur“ steht.

Ursprung des Begriffs

In der antiken griechischen Tragödie war der Deuteragonist eine der drei Figuren, die auf der Bühne sprachen. Neben dem Protagonisten und dem Tritagonisten (drittwichtigste Figur) hatte der Deuteragonist eine wesentliche Funktion, um die Handlung voranzutreiben und die Themen des Stücks zu vertiefen.

Beispiel: In Sophokles' „König Oedipus“ könnte Kreon als Deuteragonist betrachtet werden, da er in einem engen Verhältnis zum Protagonisten (Oedipus) steht und eine Schlüsselrolle in der Handlung spielt.

Die Rolle des Deuteragonisten

Der Deuteragonist ergänzt oder kontrastiert die Hauptfigur und hat oft folgende Aufgaben:

  • Unterstützung des Protagonisten: Der Deuteragonist agiert häufig als Vertrauter, Mentor, Freund oder Partner, der den Protagonisten emotional oder praktisch unterstützt.

  • Kontrast zur Hauptfigur: Der Deuteragonist bietet eine alternative Perspektive oder einen Kontrast zu den Handlungen und Entscheidungen des Protagonisten. Dies kann dazu dienen, die Stärken und Schwächen des Protagonisten hervorzuheben.

  • Eigenständige Entwicklung: Während die Handlung hauptsächlich auf den Protagonisten fokussiert ist, hat der Deuteragonist oft auch eine eigene Geschichte und Entwicklung, die die Hauptthemen der Erzählung bereichern kann.

  • Antreibende Kraft: Der Deuteragonist kann auch derjenige sein, der Konflikte mit dem Protagonisten auslöst oder ihn herausfordert, wodurch die Handlung vorangetrieben wird.

Unterschied zwischen Protagonist, Deuteragonist und anderen Figuren

  • Protagonist: Die Hauptfigur, um die sich die gesamte Geschichte dreht.

    • Beispiel: Harry Potter in „Harry Potter“.

  • Deuteragonist: Die zweitwichtigste Figur, die in enger Beziehung zum Protagonisten steht.

    • Beispiel: Hermine Granger oder Ron Weasley in „Harry Potter“ (je nach Interpretation).

  • Tritagonist: Die drittwichtigste Figur, oft mit einer kleineren, aber dennoch bedeutenden Rolle.

    • Beispiel: Neville Longbottom in „Harry Potter“.

  • Nebenfigur: Figuren, die die Handlung unterstützen, aber weniger im Fokus stehen.

    • Beispiel: Professor McGonagall in „Harry Potter“.

Arten von Deuteragonisten

Ein Deuteragonist kann auf verschiedene Weise in die Geschichte eingebunden sein:

  • Der unterstützende Freund oder Partner: Dieser Typ Deuteragonist stärkt den Protagonisten und steht ihm in schwierigen Zeiten zur Seite.

    • Beispiel: Dr. Watson in „Sherlock Holmes“.

  • Der Herausforderer: Ein Deuteragonist, der den Protagonisten immer wieder hinterfragt, herausfordert oder seine Entscheidungen infrage stellt.

    • Beispiel: Mercutio in „Romeo und Julia“.

  • Der Spiegel des Protagonisten: Ein Deuteragonist, der ähnliche Eigenschaften oder Ziele wie der Protagonist hat, aber auf eine andere Weise handelt, wodurch Kontraste und Themen verstärkt werden.

    • Beispiel: Samwise Gamgee in „Der Herr der Ringe“, der Frodo in seiner Zielstrebigkeit und Loyalität spiegelt.

  • Der Antagonisten-Deuteragonist: In einigen Geschichten kann der Deuteragonist ein wichtiger Verbündeter des Antagonisten oder eine moralisch ambivalente Figur sein.

    • Beispiel: Loki in der „Thor“-Filmreihe.

Beispiele für Deuteragonisten in bekannten Werken

  • Literatur:

    • Dr. Watson in Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“-Geschichten: Watson fungiert als Erzähler und unterstützt Holmes bei seinen Ermittlungen.
    • Sancho Panza in „Don Quijote“: Der bodenständige Sancho ergänzt den idealistischen und verträumten Don Quijote.

  • Film:

    • Samwise Gamgee in „Der Herr der Ringe“: Sam ist Frodo ein loyaler Begleiter und hilft ihm, die Bürde des Rings zu tragen.
    • Spock in „Star Trek“: Spock ergänzt Captain Kirks impulsive Persönlichkeit durch seine Logik und Besonnenheit.

  • Serien:

    • Jesse Pinkman in „Breaking Bad“: Jesse ist der komplexe Partner von Walter White und dient als moralischer Kontrast.
    • Robin in „Batman“: Robin unterstützt Batman als Sidekick, ist aber oft eine eigenständige Figur mit eigener Entwicklung.

  • Anime:

    • Zuko in „Avatar – Der Herr der Elemente“: Zuko ist ein Deuteragonist, der durch seinen inneren Konflikt und seine Entwicklung eine zentrale Rolle spielt.

Komplexität und Entwicklung eines Deuteragonisten

Ein gut geschriebener Deuteragonist ist nicht nur eine bloße Nebenfigur, sondern hat oft eine eigene Charakterentwicklung und trägt wichtige Themen der Geschichte bei. Häufig wird er durch den Protagonisten beeinflusst oder beeinflusst diesen selbst.

Beispiel: In „Sherlock Holmes“ zeigt Dr. Watsons pragmatische und mitfühlende Persönlichkeit die menschliche Seite von Sherlock Holmes, der oft als emotionslos und analytisch dargestellt wird.

Warum ist der Deuteragonist wichtig?

  • Vertiefung der Handlung: Der Deuteragonist fügt der Geschichte zusätzliche Tiefe und Komplexität hinzu.

  • Charakterkontraste: Der Deuteragonist dient oft dazu, den Protagonisten besser zu definieren, indem er dessen Stärken und Schwächen hervorhebt.

  • Themenverstärkung: Durch den Deuteragonisten können wichtige Themen und Botschaften der Geschichte weiter ausgearbeitet werden.

  • Emotionaler Bezugspunkt: Während der Protagonist oft in Extremen agiert, bietet der Deuteragonist dem Publikum eine Figur, die oft zugänglicher oder verständlicher ist.

Fazit

Der Deuteragonist ist eine essenzielle Figur in der Dramaturgie, die die Handlung bereichert, den Protagonisten ergänzt oder herausfordert und zusätzliche Perspektiven einbringt. Durch seine Vielseitigkeit und komplexe Rolle trägt der Deuteragonist dazu bei, die Geschichte dynamischer, tiefgründiger und emotional zugänglicher zu machen. Ob als loyaler Unterstützer, moralischer Kontrast oder eigenständige Figur – ein gut geschriebener Deuteragonist ist ein unverzichtbares Element jeder großartigen Erzählung.

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